Ägypten: Die letzte Woche im Rückblick

17.04.2021

Tee Ramadan

Ägypten: Die letzte Woche im Rückblick

Auch in dieser Woche waren unsere Tauchlehrer wieder auf dem Roten Meer unterwegs und hatten von ihren Tauchausfahrten einiges zu berichten. Doch nicht nur bei uns in Hurghada war was los. Auch woanders in Ägypten sind aufregende Dinge passiert. Neues aus Ägypten: Die letzte Woche im Rückblick.

Ein ganz besonderes Unterwasser Erlebnis

DAS Highlight der letzten Woche war sicherlich die Begegnung mit einem Mondfisch. In unserem Beitrag am Donnerstag haben wir schon darüber berichtet und alle Einzelheiten könnt ihr auch in unseren Täglichen Tauchausfahrten nachlesen. Doch was genau ist eigentlich ein Mola Mola? Hier ein paar Informationen über dieses faszinierende Lebewesen:

Der Mondfisch ist riesig, flach und kreisförmig – er sieht fast aus wie ein riesiger schwimmender Kopf. Anstelle eines Schwanzes hat er einen steifen Hautsaum, „Clavus“ genannt. Diesen bewegt er wie ein Schiffsruder. Außerdem hat er zwei kleine Brustflossen und eine verlängerte Rückenflosse und Afterflosse, die ein bisschen wie Flügel aussehen. Sein wissenschaftlicher Name Mola bedeutet auf Lateinisch Mühlstein – unschwer zu erkennen, warum.

Man sieht sie oft auf der Seite liegend an der Meeresoberfläche, wo sie sich angeblich in der Sonne aufwärmen – daher auch ihr englischer Name Sunfish. Vermutlich hilft dieses Sonnenverhalten dem Mondfisch, seine Körpertemperatur zu erhöhen, nachdem er zum Fressen in kühlere Gewässer abgetaucht war. Die Flosse an der Oberfläche kann aus der Ferne leicht mit einem Hai verwechselt werden, aber aus der Nähe sind sie unverwechselbar.

Mondfische ernähren sich von Quallen, Salpen und einer Vielzahl anderer Tiere. Sie sind in allen tropischen und gemäßigten Gewässern zu finden. Sie wurden im gesamten Atlantik von Island bis Chile beobachtet. In Großbritannien sind sie am häufigsten in den Sommermonaten zu sehen.

Der Mola Mola galt früher als der größte Knochenfisch der Welt. Vor kurzem entdeckten Wissenschaftler aber, dass sein naher Verwandter, der Mola Alexandrini, tatsächlich größer ist. Beide Fische können eine ähnliche Länge erreichen, aber man nimmt an, dass der Mola Alexandrini viel schwerer ist. Man hat einen Fisch mit einem Gewicht von 2.300 kg gefunden. Beide Fische gehören zur Familie der Molidae mit insgesamt fünf Arten. (Mola mola, Mola tecta, Mola alexandrini, Masturus lanceolatus und Ranzania laevis).

Der Ramadan hat begonnen

Am vergangenen Dienstag hat der Fastenmonat Ramadan begonnen. Nun heisst es für alle Muslime weltweit, von Sonnenauf- bis Sonnenuntergang nichts zu essen oder zu trinken. Auch Genussmittel, wie zum Beispiel Zigaretten sind verboten. Ausgenommen von dieser Regelung sind Schwangere, Kranke oder Reisende. 

Der Ramadan ist hier in Ägypten trotz des Fastens der Monat der Freude und der Monat des Teilens und Zusammenseins. Im letzten Jahr gab es während des Ramadans einen Lockdown. Das hiess, dass das übliche Aufeinandertreffen der Familien eher ausblieb. In diesem Jahr ist alles wieder erlaubt. Auch haben die Moscheen geöffnet, nur gibt es hier Einschränkungen beim Gebet um Mitternacht und beim „Itikaf”, der Brauch, sich die letzten 10 Tage im Ramadan den gesamten Tag und die Nacht in der Moschee aufzuhalten.

Wie in jedem Jahr schmücken viele bunte Laternen die Straßen Ägyptens, was übrigens auf einen alten Sage zurückgeht. Mit den Laternen begrüßte man einen Herrscher, um ihm mit dem Licht den Weg in die Stadt zu leiten. Ein anderer Brauch sagt, dass die Laternen an den (ausgespr.) „Missaharati” erinnert, der früher vor Sonnenaufgang durch die Straßen zog, und gegen Geld und mit lautem Rufen die Menschen mit ihrem Namen aufweckte, damit sie nochmal etwas essen oder trinken können. 

In den Supermärkten stapeln sich seit Wochen vor allem weißer Joghurt und Nüsse oder Säfte wie Qamar Eldin (Aprikosensaft), Sobia (weißer Saft mit Kokosgeschmack) oder Doum (Samen der Doumpalmen), die vor allem zu Ramadan an Popularität gewinnen. Aber auch süße Speisen wie zum Beispiel Kunafa oder Ateif sind während des Ramadans sehr beliebt und werden überall angeboten.

Die Ramadan Kanone ist zurück

Ein weiterer vor allem alter Brauch ist in diesem Jahr zum ersten Mal seit 1992 wieder zurück gekehrt. Die Ramadan Kanone, die von der Zitadelle in Kairo abgefeuert wird, um die Zeit des Iftars (=Frühstück) zu signalisieren. Diese Tradition begann 1467 während der Mamluk Ära, als man mit einer Kanone die Maghreb Gebetszeit signalisierte. Die Kanone, die aktuell verwendet wird, ist ein vor kurzem restauriertes Model aus dem Jahr 1871.

Zuletzt wären noch die vielseitigen Ramadan-Serien als eine Art Brauch zu erwähnen, denen die meisten Ägypter schon vor Ramadan Beginn entgegen fiebern. Bekannte Schauspieler, Sänger oder VIPs sind dieses Jahr in über 30 verschiedenen Serien und Shows mit Liebe, Herzschmerz, Comedy und Krimis zu sehen. Auch die Show „Ramez” mit dem gleichnamigen Entertainer und Schauspieler gehört zu den beliebten Shows und läuft best platziert direkt nach dem Iftar. 

Natürlich verdient die Werbebranche Millionen an Ramadan. Alle Mobilfunkanbieter, dieses Jahr vor allem Immobilienfirmen, Firmen die Essen und Getränke etc. bewerben konkurrieren mit minutenlangen Werbungen während der Serien und Shows. Der Ramadan ist für die gesamte Film- und Werbebranche das absolute Highlight des Jahres.

Anker

Das Saadana Wrack wurde weiter ausgegraben

Weitere Teile eines teilweise erhaltenes Schiffswracks wurden bei der Insel Saadana im Roten Meer in Ägypten entdeckt. Die Saadana Inseln liegen 35 km südlich von Hurghada, nahe Sharm el Naga. Das Wrack wurde bereits 1994 auf einem Korallenriff 30 ca. Meter unter Wasser gefunden und zwischen 1995 und 1998 teilweise ausgegraben. 

Das 50 Meter lange und 18 Meter breite Handelsschiff mit einer Tragfähigkeit von 900 Tonnen ist vermutlich in den 1760er Jahren gesunken, zu einer Zeit, als die wirtschaftliche Aktivität im Roten Meer zunahm. Studien ergaben, dass das Handelsschiff während seiner Reise von Südostasien nach Ägypten mit wahrscheinlich mit einem hoch aufragenden Korallenriff kollidierte. Es ist jedoch unklar, woher das Schiff genau stammt.

Unter der ausgegrabenen Ladung fanden die Wissenschaftler damals eine Sammlung von chinesischem Porzellan aus der Qing-Dynastie für den Markt im Nahen Osten, große Vorratsgefäße aus Ton und Flaschen aus grünem Glas. Der größte Teil der Ladung war jedoch organisch. Neben Kaffee fanden die Archäologen Gewürze aus Indien (Pfeffer, Koriander, Kardamom und Muskatnuss), Weihrauch aus dem Oman, dazu Kokosnüsse, Haselnüsse, Trauben, Feigen, Oliven und Knochen von Schafen, Ziegen, Vögeln und Fischen. 

Diese verschiedenen Arten von Ladung deuten darauf hin, dass das Schiff auf seinem Weg vom Fernen Osten nach Norden gesunken ist. Mehr als 3.000 ausgegrabene Artefakte befinden sich heute im Alexandria Conservation Laboratory for Submerged Antiquities. Es scheint jedoch, dass viele Gegenstände illegal geplündert worden waren, bevor die Wissenschaftler ihre Arbeit aufnahmen.

Freilegung des Bugs

Die archäologische Abteilung der Kunstfakultät der Universität Alexandria hatte 2017 die Arbeit an der Stätte wieder aufgenommen. Ziel war es, den Rest des Schiffsrumpfes mit photogrammetrischer Technologie freizulegen und zu dokumentieren. Es sollte ein genaues dreidimensionales Modell des Schiffes erstellt werden, um sein Design und seine Konstruktionstechnologie zu studieren und die entdeckten Artefakte zu bewahren. 

Unter der Aufsicht des Supreme Council of Antiquities gelang es nun, den Bug des Schiffswracks freizulegen. Ihab Fahmy, Leiter der Zentralabteilung für versunkene Altertümer beim Supreme Council of Antiquities, erklärte, dass die Abteilung der Kunstfakultät der Universität Alexandria auch den mittleren Teil des Schiffes und Hunderte von Funden und Artefakten, die zur Ladung des Schiffes gehörten, gefunden hatten. Er fügte hinzu, dass Teile des Schiffes bei Ausgrabungen im Jahr 1994 von der Expedition des US Naval Archeology Center gefunden wurden.

Spannend ist auch, dass das Schiff wenig Ähnlichkeit mit anderen Schiffen aus dieser Zeit hat. Es sieht anders aus, als die anderen damaligen Handelsschiffe, einschließlich arabischen, chinesischen, mediterranen oder europäischen Schiffen. Somit zeigt das Wrack nicht nur eine intensive Handelsverbindung zwischen Ost und West auf, sondern auch die starken Verbindungen zwischen den verschiedenen Schiffbautraditionen. Daher ist es ein einzigartiges Beispiel für den kulturellen und wirtschaftlichen Austausch entlang der Maritimen Seidenstraße.

Neuigkeiten aus Ägypten

Sensation: Fund von verlorener Stadt

In Luxor gab es einen Sensationsfund. Eigentlich suchten Archäologen nach dem Totentempel von Tutanchamun, fanden aber eine 3000 Jahre alte antike Stadt. Der Missionsleiter Zahi Hawass sagt, dass „viele nach der Stadt gesucht haben, sie aber nie fanden”. Diese Entdeckung gilt als der wichtigste Fund seit dem Grab des Tutanchamun und es ist die größte antike Stadt, die man jemals in Ägypten entdeckte.

Die Stadt soll aus der Zeit von König Amenophis III, der etwa von 1391 bis 1353 v. Chr. geherrscht hat, stammen. Sie war die größte administrative und industrielle Siedlung in der Zeit des ägyptischen Reiches am Westufer von Luxor. Die antike Stadt sei gut erhalten und besteht aus fast vollständigen Mauern, die bis zu 3 Metern hoch sind und aus verschiedenen Räumen. Aus historischen Quellen geht hervor, dass die Siedlung aus drei Palästen von König Amenophis III, sowie dem Verwaltungs- und Industriezentrum des Imperiums bestanden haben soll, sagt Hawass. Die archäologischen Schichten lagen tausende Jahre unberührt, von den antiken Bewohnern zurückgelassen, als ob es gestern war, hiess es in der Erklärung.

Es war ein Zufallsfund

Seit September letzten Jahres suchten die Archäologen nach etwas ganz anderem, als zur Überraschung des Teams in allen Richtungen Lehmziegel Formationen auftauchten. Es wurden farbige Keramikgefäße, Ringe, Skarabäen, Spinn- und Webwerkzeuge sowie Lehmziegel mit Siegeln der Kartusche von König Amenophis III gefunden, was die Datierung der Stadt bestätigt. Zudem wurde eine Vielzahl von Gussformen zur Herstellung von Amuletten und Dekor Elementen entdeckt. Dies ist ein Beweis, dass in der Stadt vor allem Dekorationen für Tempel und Gräber hergestellt wurden. Schlacken aus der Metall- und Glasherstellung wurden ebenfalls entdeckt, der Bereich ist aber bis jetzt nicht komplett erfasst.

Im südlichen Teil fand man eine Bäckerei, einen Kochbereich mit Öfen und Keramik zur Aufbewahrung. Das zweite Gebiet ist das Verwaltungs- und Wohnviertel. Dieser Bereich ist von einer Zick-Zack Mauer eingezäunt. Zick Zack Mauern sind eines der seltenen architektonischen Elementen der altägyptischen Architektur, die hauptsächlich gegen Ende der 18. Dynastie verwendet wurde. Der dritte Bereich soll eine Werkstatt gewesen sein.

In einem der Räume hat man zwei ungewöhnliche Bestattungen einer Kuh oder eines Stiers gefunden. Bemerkenswert ist auch die Beerdigung einer Person, gefunden mit ausgestreckten Armen und Resten eines Seils um die Knie. Untersuchungen zu diesen Funden sind im Gange. Zudem fand man ein Gefäß mit zwei Gallonen getrocknetem Fisch mit wertvollen Inschriften, was beweist, dass die Stadt aktiv war.

Viele der Funde geben Rätsel auf und nur weitere Ausgrabungen werden zeigen, was vor 3500 Jahren wirklich passierte und wieso die Stadt verlassen wurde. Im Norden der Siedlung ist nun ein großer Friedhof freigelegt, dessen Ausmaß noch zu bestimmen ist. Bisher entdeckten die Archäologen eine Gruppe von Felsengräbern. Die Arbeiten sind weiterhin im Gange und man erwartet unberührte Gräber voller Schätze zu entdecken.

Neues aus Ägypten: Die letzte Woche im Rückblick.

Das war Neues aus Ägypten: Die letzte Woche im Rückblick.. Nächste Woche gibt es wieder aktuelle News aus Ägypten zu berichten, wir halten euch auf dem Laufenden!

Wir haben eine Bitte an euch! Wenn ihr alte Bilder von Hurghada, der Tauchbasis, den Booten oder dem Hotel habt, dann sucht sie schon einmal raus. Wir haben da was geplant! 😉
 
Ägypten, Rotes Meer, Hurghada, Deutsche Tauchschule, James & Mac Diving Center – Fotonachweise: James & Mac, Sven Kahlbrock, Ahmed Sabry via Pixabay, Videonachweis: Ariane Scharpenberg